Das war ein ziemlich bunter Antimainstream-Abend mit Merle, Konny, Wunstra, Fartuuna, SongX, Safety First, Geigerzähler und Tintenwolf. Es kann nur Antimainstream heißen, denn es handelt sich ausschließlich um die Genres UNPOPULÄRMUSIK und TEXTVORTRAG (nein, ausdrücklich KEIN Poetry-Slam!). Meas präsentiert Gedichte. Wie ungewöhnlich und interessant ist das denn bitteschön? Mittlerweile spielt er sich dazu auch mal ein bisschen Playback ein, das lockert auf. Wir hörten dadurch auch kurz Fidel Castro. Kuul! Frank hab ich schon mal gesehen mit verzerrter Akustik-Gitarre und Hackenbasedrum plus Hiat als er ACE OF SPADES von MOTÖRHEAD gecovert hat. Bombe! Er ist diesem Stil treu geblieben, hat aber bei dieser Show heute das Pech, dass ihm die Technik versagt und er sich dann notgedrungen ohne Verstärkung am Bühnenrand präsentieren muss. Tapfer, aber schwierig, klaro! Merle spielt Cello und singt. Selten sah ich eine Performance, die so in sich ruht, obwohl die Location das krasse Gegenteil (Lärm + Unruhe) ausstrahlt. Gut zu sehen, dass du nicht immer noch lauter agieren musst als die Leute, sondern auch leiser werden kannst. Und es funktioniert. Geigerzähler ist der Inbegriff der UNPOPULÄRMUSIK. Nicht nur seine Lyrics beschäftigen sich ausnahmslos mit sozialen und politischen Minoritäts-Themen, sondern auch sein Geigenspiel ist extrem eigen, dabei aber immer exellent auf den Punkt. DEUTSCHER WALD FÜR DEUTSCHE REHE ist der Titel seines neuen Albums, das er hier released.
Pause.
Dann Konny. Pogo zum Akkordeon. Konny hat heute Lust auf Trash, die Leute haben Lust auf Tanzen. Das läuft gut zusammen. Carla streicht bei einem Stück die Geige, warmer Sound! Die Leute kennen Konny Songs, sie singen mit und feiern. SongX hat nicht soviel Glück. Schon wieder versagt die Technik und der Setlistenplatz nach Konny ist eh schwierig genug. SongX ackert nach Leibeskräften, dringt aber mit seinen markig-zynischen Liedern heute nicht gut durch. Insgesamt ebbt der Zuschauer*innen-Zuspruch nun auch ab, denn der Abend wird lang und länger. Fartuuna ukulelisiert sich in die verbliebenen Leute hinein und singt dazu. Der feine Humor, der durchschimmert, selbst wenn es um harte Brocken wie Rassismus geht, findet seinen Weg in die Gehörgänge des mittlerweile kleinen Publikums. Wut und Unmut darüber höre ich aber auch in Fartuunas Performance. Am Ende wird es nochmal laut. Wunstra hiphoppt. Vor Jahren noch klassischer Liedermacher mit Gitarre, packt er nun seinen Unmut in Beats. Dafür verlässt er die Bühne, mischt sich unter die Leute und rappt mitreißend.
Das Ende des Abends gestalten alle zusammen mit der wunderbaren REVOLUTIONSMUSIK aus der Feder von Geigerzähler.
Dann mischen sich Publikum und Auftretende, Feuertonne und aufkommende Kälte. Musik aus dem DJ-Pult lädt zum Tanzen ein. Mein Fahrrad und meine Müdigkeit sind sich aber einig, dass ich nun nach Hause muss. Sie diskutieren eifrig und machen Druck. Scheiß-Fremdbestimmung. Ich gebe nach.